01.10.2024 | Künstler:innen und Kuratorin der Ausstellung „OF LOVE“: BERICHT ÜBER DIE ABSAGE DER AUSSTELLUNG „OF LOVE“ in der rk-Galerie Berlin-Lichtenberg
Der bbk berlin als Interessenvertretung bildender Künstler*innen in Berlin nimmt Stellung zu Fragen, die die Arbeitsbedingungen und Position der Künstler*innen in der Gesellschaft betreffen, setzt sich für offene und durchlässige Strukturen im Kunstbetrieb ein und verteidigt die kulturellen, wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Interessen der Künstler*innen gegenüber Öffentlichkeit und Politik. Weil dies unsere Aufgabe ist, veröffentlicht der Berufsverband den Bericht der Künstler:innen und Kuratorin der Ausstellung „OF LOVE“.
In der Absage der Ausstellung „OF LOVE“ sieht der bbk berlin eine Verletzung der Kunstfreiheit, denn Kunst kann nur dann ihre gesellschaftliche Funktion erfüllen, wenn sie unabhängig bleibt und ihre eigene Sprache findet. Wird die verfassungsmäßig garantierte Freiheit der Kunst – wie in diesem Fall berichtet – eingeschränkt, stellt das unsere offene und demokratische Gesellschaft infrage. Wenn Dialogprozesse abgebrochen werden, beschädigt das das Vertrauen zwischen Akteur*innen im Kunstbetrieb und der Politik bzw. Verwaltung. Wir alle sind aufgerufen, Wege zu finden, wie dieses Vertrauen wieder aufgebaut und damit die Kunstfreiheit gestärkt und geschützt werden kann.
Keine Zensur für die Kunst!
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Die Ausstellung OF LOVE sollte vom 22. August bis zum 13. November 2024 in der rk-Galerie, Kommunale Galerie Lichtenberg, stattfinden. Wir, die Künstler:innen und die Kuratorin, halten es für notwendig, die Absage und die Zensur unserer Ausstellung durch die rk-Galerie und das Bezirksamt Lichtenberg transparent zu machen.
BERICHT ÜBER DIE ABSAGE DER AUSSTELLUNG „OF LOVE“
Die Ausstellung, die am 22. August 2024 eröffnet werden sollte, hatte zum Ziel, Akte des Mitgefühls in Gesellschaft und Natur zu erkunden und die Rolle der Liebe bei der Gestaltung einer gerechten und humanen Welt hervorzuheben. Initiiert durch das Residenz- und Austauschprogramm HIER&JETZT: Connections (HUJ:C), umfasste die Ausstellung neu entwickelte Kunstwerke und Veranstaltungen zu verschiedenen Themen, die durch das kuratorische Konzept inspiriert wurden. Insgesamt arbeiteten 19 Künstler:innen aus 13 Ländern über einen Zeitraum von 10 Monaten an dieser Ausstellung.
Zu Beginn der Ausstellungsplanung Anfang des Jahres betonte die Direktorin der rk-Galerie, in Bezug auf ihre Zensurpolitik, dass die Galerie auch ein politischer Raum sei, in dem kritische Stimmen willkommen sind. Der thematische Schwerpunkt der Galerie liege auf aktuellen gesellschaftskritischen Themen. Im August, während des Aufbaus der Ausstellung, erhoben das Bezirksamt und die neue kommissarische Galerieleitung Einwände gegen die Videoarbeit und den beschreibenden Text eines Künstlers, da sie der politischen Haltung des Bezirksamtes Lichtenbergs und Deutschlands widersprechen würden. Der Text lautete:
UP UP with LIBERATION - 2024 - Bewegtes Bild (6 minütige Schleife)
Inspiriert von zwei Kindern auf einer Demonstration am Kudamm in Berlin gegen den andauernden israelischen Völkermord in Gaza und von der unfassbaren Stärke der Kinder aus Gaza, die zu Beginn des Völkermords im November 2023 eine Pressekonferenz abhielten und von der Welt einen Waffenstillstand forderten - jedoch vergeblich.
Trotz zweier Gespräche mit der Galerieleitung und dem Bezirksamt konnten wir keine Lösung finden, da jede der uns vorgeschlagenen Optionen eine Veränderung oder Entfernung des Kunstwerks erforderte. Unser Vorschlag, die Galerie könne eine Stellungnahme oder einen zusätzlichen Text in ihrem Namen veröffentlichen, wurde nicht angenommen.
In dem Bestreben, die Integrität unserer Arbeit und die Kohärenz der Ausstellung zu bewahren, teilten wir der Galerieleitung mit, dass wir bereit seien, die bereits vollständig installierte Ausstellung in ihrer jetzigen Form zu eröffnen und dass wir keiner der von ihnen vorgeschlagenen Änderungen zustimmen. Daraufhin sagte das Bezirksamt die Ausstellung drei Stunden vor der geplanten Eröffnung ab, ohne uns eine Erklärung zu geben, und berief sich später in ihrem Pressebericht auf unüberbrückbare Differenzen zwischen unserer Haltung und der politischen Haltung des Bezirksamtes.
Mit diesem Bericht über die Ereignisse während der Vorbereitung und dem Aufbau der Ausstellung hoffen wir, Künstler:innen, Berufsverbänden und dem breiteren Kultursektor die notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen, um diesen Vorfall zu verstehen und zu reflektieren.
Künstler:innen und Kuratorin der Ausstellung „OF LOVE“
Den Ausstellungstext und die vollständigen Beschreibungen der Kunstwerke und der Begleitveranstaltungen finden Sie hier: https://hierundjetzt.blo-ateliers.de/of-love/