03.03.2025 | Lederer kritisiert „brachiale Abrissbirnenmentalität“

Im Tagesspiegel+ ist am 1. März ein Interview mit Klaus Lederer zur Sparpolitik des Senats in Berlin erschienen. Die SZ greift einige Momente heraus:
Berlin (dpa/bb) - Berlins früherer Kultursenator Klaus Lederer übt scharfe Kritik an der schwarz-roten Regierungskoalition. „Die Frage, mit welchem Ziel der Senat Kulturpolitik betreibt, stellt sich dringlich. Bisher kann ich nur eine Richtung erkennen: Abbau“, sagte Lederer dem „Tagesspiegel“.
„Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass strategische Debatten stattfinden oder auch nur gewollt sind.“ Zu den von der schwarz-roten Regierungskoalition beschlossenen Einsparungen im Kulturbereich sagte er, niemand könne das erklären, auch CDU und SPD nicht.
Lederer wirft Schwarz-Rot Machtpolitik vor
„Die Koalition folgt da ausschließlich ihrer machtpolitischen Binnenlogik. Deswegen weicht sie auch auf Nebenkriegsschauplätze aus und bedient kulturfeindliches Ressentiment“, sagte Lederer.
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) rede nicht über die großen Institutionen im Kulturbereich. „Stattdessen lädt er mit medialem Tamtam die Intendanzen der großen Häuser zu sich ein und streicht Salbe auf ihre gequälten Seelchen, mit der Perspektive, dass 2035 alles gut werden soll.“
Das könne er aber überhaupt nicht zusichern. „Wegner weiß, es schadet dem Ruf Berlins als Kulturstadt massiv, wenn die Kulturinstitutionen richtig auf die Barrikaden gehen. Nur das interessiert ihn.“
Lederer kritisiert neoliberale Phrasen
„Es ließe sich ja ernsthaft diskutieren, was die Berliner Kultur wirklich braucht und was verzichtbar wäre“, sagte Lederer. Aber das passiere nicht. „Stattdessen werden Excel-Tabellen mit Kürzungen verkündet, bei denen der zuständige Senator offenbar nicht mal mitreden wollte. Anschließend wird die brachiale Abrissbirnenmentalität dann mit neoliberalen Phrasen und Motivationscoach-Sprüchen legitimiert.“
siehe Tagesspiegel+:
Auch die Berliner Morgenpost+ (leider ebenso hinter der Bezahlschranke) berichtet:
Sparwelle erreicht die Zitadelle: Kulturerbe im Krisenmodus
Soziale Folgen der Kulturpolitik
Die Streichung von Künstlerhonoraren hat nach Everts [Red.: Dr. Urte Evert, Museumsdirektorin der Zitadelle Spandau] Ansicht gravierende soziale Folgen: „Die Möglichkeit, Künstlerinnen und Künstler nicht auf eigene Kosten ausstellen zu lassen, sondern wenigstens so weit zu vergüten, dass nicht nur Kinder reicher Eltern noch Kunst machen können, ist vorbei.“ Dies führe zu Streichungen von Ausstellungen und damit zu einem ärmeren Angebot auf der Zitadelle.