03.03.2025 | Urania Berlin vor dem Aus – Senat gefährdet einzigartigen Bildungs- und Diskursort

Die Urania Berlin e.V. bittet um Berichterstattung: "Auch für uns, die wir bereits in November um 50% gekürzt wurden, drohen nun die restlichen 50% auch zu entfallen. Die Folgen wären fatal! Nicht nur für uns, sondern auch für die Bildungs- und Kulturlandschaft und die Demokratieförderung in der Stadt Berlin."
- Geplante Streichungen der öffentlichen Fördermittel führen zum Nichtfortbestand des Programms der Urania in seiner heutigen Form.
- Land Berlin derzeit einziger Förderer
- Seit Übernahme durch neue Direktion konnte die Anzahl der Veranstaltungen verdoppelt sowie die Besucherzahlen verzehnfacht werden.
- Urania appelliert an Berliner Senat und verweist auf langjährige gute Zusammenarbeit.
Berlin, 03. März 2025 – Das Programm zur Demokratieförderung an der Urania Berlin steht vor dem Aus. Die geplante Streichung der öffentlichen Fördermittel bedroht die Kernaufgabe dieses traditionsreichen Hauses, das seit 1888 ein zentraler Ort der Wissensvermittlung und des gesellschaftlichen Austauschs ist. Sollte die Förderung wegfallen, kann die Urania in ihrer heutigen Form nicht weiterbestehen.
Ein Ort des Dialogs, der wächst – und nun vor dem Ende steht
Seit der Übernahme der Direktion durch Dr. Johanna Sprondel im April 2023 hat sich die Urania entscheidend gewandelt. Sprondels Ziel ist es, Alexander von Humboldts Idee der Wissensvermittlung an ein breites Publikum wieder ins Zentrum zu rücken und den offenen, faktenbasierten Diskurs über gesellschaftlich relevante Themen zu stärken. Diese Transformation zeigt Wirkung. Während die Urania im Jahr 2022 nur 75 Veranstaltungen mit durchschnittlich 22 Besucherinnen und Besuchern pro Veranstaltung zählte, konnte sie 2023 bereits 95 Veranstaltungen durchführen. Trotz eines erst ab Mai wieder voll angelaufenen Betriebs stieg die Besucherzahl im Schnitt auf 94 Personen. Im Jahr 2024 fanden ganze 156 Veranstaltungen statt, mit einer durchschnittlichen Besucherzahl von 127 Personen. Damit haben sich die Zuschauerzahlen im Vergleich zu 2022 mehr als verzehnfacht.
Gleichzeitig hat die neue Direktion umfassend in die Wirtschaftlichkeit der Einrichtung investiert. Während bis 2023 Veranstaltungen größtenteils kostenlos angeboten wurden, wird heute Eintritt erhoben. Dennoch sind die Ticketpreise bewusst niedrig weit unter 10 Euro gehalten, um den Zugang für alle zu gewährleisten. Zugleich wurden neue Veranstaltungsformate geschaffen, die über das Haus hinausreichen. Mit kostenlosen „Kiezspaziergängen“ und anderen offenen Angeboten wird die Urania auch in Bezirken sichtbar, in denen sie zuvor kaum wahrgenommen wurde.
Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass die Urania heute relevanter ist als je zuvor. Die Veranstaltungsthemen sind vielfältiger geworden, das Programm wurde neu strukturiert und ermöglicht es, Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Hintergründen anzusprechen. Während das Haus früher vor allem ältere Besucherinnen und Besucher aus den umliegenden Bezirken anzog, kommen heute auch viele junge Menschen aus dem gesamten Stadtgebiet. Die themenübergreifende Programmstruktur bringt verschiedene Generationen und gesellschaftliche Gruppen zusammen und fördert den offenen Dialog.
Senat gefährdet Berliner Bildungslandschaft
Trotz dieser nachweislichen Erfolge steht das Programm der Urania nun vor dem finanziellen Aus. Die geplante Streichung der einzigen öffentlichen Förderung bedeutet das mögliche Ende eines über 135 Jahre alten Hauses der Bildung und Debatte in der bisherigen Form. Während viele Kultureinrichtungen in Berlin aus mehreren Fördertöpfen schöpfen können, wird die Urania ausschließlich über diese eine Förderung finanziert. Ein Wegfall dieser Mittel bedeutet den vollständigen Verlust des Programms.
„Es ist paradox: Gerade jetzt, wo wir zeigen, dass eine traditionsreiche Institution erfolgreich neue Wege geht, um Menschen für Bildung und Diskurs zu begeistern, sollen Programmmittel gestrichen werden“, sagt Dr. Johanna Sprondel. „Diese Entscheidung ist ein fatales Signal für die Demokratieförderung und die Berliner Bildungslandschaft. Wer jetzt die Mittel streicht, zerstört eine Einrichtung, die Berlin und Deutschland dringend braucht.“
Die Einnahmen aus Ticketverkäufen allein reichen nicht aus, um den Betrieb langfristig aufrechtzuerhalten. Auch das Vermietungsgeschäft der Urania kann das Veranstaltungsprogramm nicht querfinanzieren. Ohne öffentliche Unterstützung droht das vollständige Aus.