06.03.2025 | Zusammengestrichen: Kulturelle Bildung unter massivem Druck

Pressemitteilung des bbk berlin

Der bbk berlin informiert:

Die Initiative Kulturelle Bildung stärken! blickt mit Entsetzen auf die aktuellen Kürzungen und Streichungen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie im Bereich der Kulturellen Bildung und Teilhabe.

Sukzessive erfahren die bisher landesgeförderten und stadtweit tätigen Programme, dass ihre Förderungen teilweise deutlich stärker gekürzt werden als noch im Dezember 2024 angekündigt. In einigen Fällen sollen die Zuwendungen für Programme zum 31. März 2025 vollständig eingestellt werden. 

Betroffen von der kompletten Streichung sind Bauereignis Schule und ErzählZeit sowie zu einem übergroßen Teil die Grundfinanzierung des KinderKulturMonats. Diese Entscheidungen erreichte die Programme völlig überraschend. Die SenBJF begründet die Streichungen mit der Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung und z.T. auch mit Prüfung unter Effizienz- und Wirksamkeitskriterien, programmspezifische Begründungen bleiben aus.

Die Programme der kulturellen Bildung sind seit vielen Jahren fester Bestandteil der Berliner Bildungslandschaft und im Berliner Haushalt verankert. Sie stehen seit ihrer Förderung unter ständiger inhaltlicher und wirtschaftlicher Prüfung durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (SenBJF) selbst. Zudem sind sie Gegenstand des Berliner Rahmenkonzept Kulturelle Bildung, ein bundesweit und international anerkanntes und zukunftweisendes Konzept mit Vorbildcharakter und ein Instrument, das seit Jahren nachhaltige und systematische Strukturen im Bereich der Kulturellen Bildung in Berlin aufbaut.

Auch im Koalitionsvertrag der Landesregierung steht explizit, dass sich die Regierung „für den Ausbau der Angebote der Kulturellen Bildung einsetzt.“ (Koalitionsvertrag 2023-2026, S. 106) - Die Kürzung und Einststellung dieser Programme steht dieser Aussage diametral entgegen und bedeutet einen erheblichen Verlust für die Kulturelle Bildungslandschaft dieser Stadt. Aufgebautes Wissen und gewachsene Strukturen gehen unwiederbringlich verloren. Kleinere Träger gelangen in akute finanzielle Bedrängnis, da sie laufenden Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen können. Fachpersonal wird entlassen. Freischaffende Künstler*innen stehen vor dem existenziellen Aus. Die jetzigen Streichungen durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (SenBJF) sind ein erstes fatales Signal - spätestens mit der Haushaltsaufstellung 2026/27 können weitere Programme der Kulturellen Bildung betroffen sein, sagt die SenBJF.

Die zwölf Programme der Initiative Kulturelle Bildung stärken! sind auch Initiatoren und Träger des „Runden Tisches Kulturelle Bildung in Kita und Schule“ 24/25, für den ebenfalls noch keine Finanzierungssicherheit für 2025 besteht (aus SenKGZ). Durch die finanziellen Einschnitte bei den Programmen werden die Ressourcen für die Arbeit massiv reduziert. Der wichtigen und strukturbildenden Arbeit des Runden Tisches wird durch die Kürzungen direkt entgegengewirkt.

Von der Streichung betroffene Programme und ihre Bedeutung 

Bauereignis Schule 
Das seit 15 Jahren bestehende Programm Bauereignis Schule arbeitet in praktischen Demokratieprojekten an der pädagogisch-räumlichen Schulentwicklung. Durch das planerische und handwerkliche Mitgestalten ihrer Lernumgebung erfahren Schüler*innen Teilhabe und Selbstwirksamkeit.

ErzählZeit
ErzählZeit ist ein erfolgreiches, wissenschaftlich begleitetes Sprachförderprogramm, das seit 17 Jahren durch künstlerisches Erzählen die Sprachkompetenz von Kindern in Kitas und Schulen stärkt – insbesondere von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache. Das Programm fördert Bildungschancengleichheit und Integration. Mit der Streichung von „ErzählZeit“ verlieren allein im Jahr 2025 rund 1.500 Kinder ihre Chance auf eine zielgruppengerechte Förderung.

Weitere Programme der Kulturellen Bildung wurden drastisch gekürzt, darunter die Grundfinanzierung des KinderKulturMonats um 75% - ein Programm, das seit 15 Jahren Brücken zwischen benachteiligten Kindern bzw. Familien und der Kulturlandschaft Berlins baut, Teilhabe ermöglicht und Netzwerke mit Jugendeinrichtungen, Schulen, Kitas, Familienzentren und Geflüchteten-Unterkünften knüpft. (Betroffen sind jährlich 5000 Kinder.). Beim Kulturagenten-Programm soll um 30% gekürzt werden, bei TUSCH, QuerKlang, TanzZeit und weiteren um 18%, die deutlich existenzbedrohende Wirkung entfalten.

Weitere Programme haben noch immer keine finalen Bewilligungsbescheide erhalten, bleiben so im bereits laufenden Jahr weiterhin planungsunfähig und können - in Anbetracht der weitreichenden weiteren Kürzungen und extrem kurzfristigen Streichungen - nur mit großer Unsicherheit agieren.

"Allem voran gehen diese Kürzungen zu Lasten der Kinder und Jugendlichen dieser Stadt", sagt Kerstin Wiehe, Programmleiterin von QuerKlang. "Kulturelle Bildung ist ein fundamentales Recht im Kontext gesellschaftlicher Teilhabe für Kinder und Jugendliche, ein wesentlicher Bestandteil unserer demokratischen Gesellschaft und sie stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und was braucht diese Gesellschaft aktuell mehr?"

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