07.03.2025 | 7. März 2025: Herbert Mondry wäre heute 85 Jahre alt geworden

27 Jahre, von 1989 bis 2016, hat Herbert Mondry den berufsverband bildender künstler*innen berlin als Erster Vorsitzender geführt und damit die Berliner Kulturpolitik mehr als ein Vierteljahrhundert lang mitgeprägt.
Gleich zu Beginn seiner Zeit als Vorsitzender stand der Berufsverband vor der großen Aufgabe, die Künstler*innen im rasanten Prozess der Wiedervereinigung der Stadt Berlin zu unterstützen, zu vernetzen und zu vereinen. Denn in dieser Zeit waren Kunst und Kultur, wie wir es auch aktuell erleben, stark gefährdet und harten Sparmaßnahmen unterworfen. So sah der Vorstand des bbk berlin 1990 seine Aufgaben darin, die künstlerische Produktion in der Stadt zu schützen, Förderprogramme zu entwickeln, um Arbeits- und Präsentationsorte zu sichern und auszubauen. Maßgeblich war Herbert Mondry an der Entwicklung der Berliner Atelierförderung ab 1991 beteiligt, die heute über 1.000 Ateliers und Atelierwohnungen in der Vergabe an bildende Künstler*innen betreut. Neben dem Atelieranmietprogramm existiert eine außergewöhnliche Infrastruktur für künstlerisches Arbeiten in dieser Stadt mit seinem gemeinnützigen Kulturwerk seit 1974 mit der Druckwerkstatt und Medienwerkstatt in Kreuzberg und der Bildhauerwerkstatt im Wedding. Das Büro für Kunst im öffentlichen Raum initiiert und fördert transparente Wettbewerbsverfahren für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum seit 1974 und das Bildungswerk steht für erfolgreiche Weiterbildungsprogramme für bildende Künstler*innen seit 1980.
Der bbk berlin hat sich unter der Leitung von Herbert Mondry für eine strukturelle Erweiterung barrierearmer Stipendienförderung eingesetzt. Die Koalition der Freien Szene, zu deren Initiatoren der bbk berlin gehörte, konnte 2015 mit Zustimmung des Senats Recherchestipendien für alle künstlerischen Sparten auf den Weg bringen. Auch das Berliner Modell der Ausstellungshonorare für bildende Künstler*innen seit 2016 mit den Kommunalen Galerien geht auf seine Initiative zurück. Dieses Modell ist mittlerweile Vorbild für andere Bundesländer und Kommunen. Aber es steht durch die Entscheidungen des aktuellen Senats mit seinen Kürzungsvorhaben in Kunst und Kultur vor dem AUS. Das gleiche droht Atelierhäusern aus dem Berliner Atelieranmietprogramm, wenn der Senat nicht sofort einlenkt, um den Kahlschlag in Kunst und Kultur aufzuhalten.
Der bbk berlin muss als unabhängige, selbstbewusste und energische Interessenvertretung der bildenden Künstler*innen im Verbund mit allen Akteur*innen der Freien Szene weiter handeln, um die Bedingungen für Berlin als kulturelle Hauptstadt nicht nur zu erhalten, sondern entwickeln zu können. Denn auch die künstlerische Freiheit war für Herbert Mondry nur denkbar, wenn sie eine materielle Basis hat, auf der Künstler*innen leben und arbeiten können.
In diesem Sinne müssen wir solidarisch kämpfen und uns vernetzen, um deutlich wahrgenommen zu werden.