10.01.2023 | TAZ: Testlauf für Grundeinkommen

10.01.2023 | TAZ, Ralf Sotscheck, Korrespondent Irland/GB: "Irland zahlt in einem Pilotprojekt ausgewählten Künstlern drei Jahre lang bedingungslos ein Gehalt. So sollen auch jene berücksichtigt werden, die nicht bereits anderweitig Unterstützung erhalten. [...]

Zumindest erhalten 2.000 Kunstschaffende für die nächsten drei Jahre von der Regierung ein Grundeinkommen von 325 Euro pro Woche. Die Summe basiert auf einer 32-Stunden-Woche und dem Mindestlohn von 10,20 Euro pro Stunde. Das Geld muss versteuert werden, es wird nun rückwirkend seit Ende August ausgezahlt. Insgesamt stehen 25 Millionen Euro für das Programm zur Verfügung.

Es ist ein Pilotprojekt, deshalb wird der Versuch wissenschaftlich begleitet. Es gehe nicht um die Quantität der Arbeiten, sondern man müsse in gesellschaftlichen Dimensionen denken, sagt Angela Dorgan, die Geschäftsführerin der Musik-Fördergesellschaft First Music Contact. Man will herausfinden, ob und wie ein solches Grundeinkommen der Gesellschaft nützt und wie sich die Arbeit der Künstlerinnen und Künstler verändert. „Ich will, dass sich die Künste von den verheerenden Auswirkungen der Pandemie nicht nur erholen, sondern auch aufblühen“, sagt auch die für das Projekt verantwortliche Kulturministerin Catherine Martin von den Grünen in einer Pressekonferenz.

Von den 9.000 Bewerbern für das Pilotprojekt wurden 8.200 als qualifiziert eingestuft. Davon wurden schließlich 2.000 ausgelost: 707 visuelle Künstler, 584 Musiker, 204 Filmschaffende, 184 Schriftsteller, 173 Schauspieler, 32 Tänzer und Choreografen, 13 Zirkuskünstler sowie 10 Architekten. Die Auswahl geschah vermögensunabhängig.

Ihre Nebentätigkeiten müssen die Teilnehmer zwar nicht einschränken, aber sie fließen in die Bewertung am Ende der Testphase ein. Viele werden auch weiterhin auf Nebeneinkünfte angewiesen sein. Mehr als ein Drittel von ihnen lebt in Dublin. In der irischen Hauptstadt reicht das Grundeinkommen kaum für die Miete, eine Wohnung von 70 Quadratmetern ist nicht unter 2.000 Euro im Monat zu haben.

Das Projekt soll nach einer dreijährigen Testphase evaluiert werden. 1.000 Kunstschaffende, die eigentlich berechtigt waren, aber nicht berücksichtigt wurden, dienen als Kontrollgruppe, um das Projekt und den Effekt der Bezahlung besser bewerten zu können. Wenn das Ergebnis zufriedenstellend ist, sollen weitere Künstlerinnen und Künstler vom Grundeinkommen profitieren. [...]

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