16.09.2022 | Pressemitteilung der Koalition der Freien Szene und des Rats für die Künste: Molkenmarkt

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Koalition der Freien Szene und Rat für die Künste kritisieren undemokratisches Ende des Verfahrens und fordern Weiterführung

Am Dienstag hätte eine unabhängige Jury sich für einen der beiden Preisträger-Entwürfe des Wettbewerbsverfahrens für den Molkenmarkt entscheiden sollen, der dann die Grundlage der Charta für die Entwicklung des Quartiers gebildet hätte. Diese Charta soll laut den bisher als Arbeitsgrundlage dienenden Leitlinien zum Molkenmarkt die Kriterien für die weitere Entwicklung des Quartiers in der neuen Berliner Mitte festlegen.

Senatsbaudirektorin Kahlfeldt (parteilos, für SPD) will das Verfahren nun ergebnislos beenden. Die Begründung hierfür – dass in beiden Entwürfen zu viel Grünflächen bestünden – ist absurd und nicht nachvollziehbar. Kahlfeldt widerspricht so den Kriterien des partizipativen Wettbewerbs und untergräbt damit die demokratischen Prinzipien des Prozesses, den Willen der Bürger*innen und des Preisgerichts.

Die Koalition der Freien Szene Berlin und der Rat für die Künste Berlin fordern das Abgeordnetenhaus auf, seine parlamentarische Kontrollfunktion wahrzunehmen und sicherzustellen, dass das Verfahren wie geplant zu Ende gebracht wird.

Die Leitlinien für das Verfahren wurden in einem kooperativen Planungs- und Beteiligungsprozess festgelegt und definieren die Anforderungen an den städtebaulichen Wettbewerb; die Kooperation mit Preisgericht wie Bürger*innen ist dort explizit festgeschrieben, die Berücksichtigung der Leitlinien explizit als Wettbewerbsanforderung definiert.

Der offiziell mandatierte Bürgervertreter Matthias Grünzig, der auch an der Sitzung am Dienstag teilnahmen, sagt hierzu: „Das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren ist eine große Chance für die Entwicklung eines zukunftsfähigen Molkenmarkt-Quartiers – mit kultureller Vielfalt, bezahlbarem Wohnraum und ökologischer Nachhaltigkeit. Der Entwurf von OS arkitekter und Czyborra/Klingbeil hat die Anforderungen sehr gut aufgegriffen und bietet sehr gute Voraussetzung dafür, den Molkenmarkt zukunftsfähig zu entwickeln. Es ist ein Skandal, dass dieses Verfahren nun ergebnislos beendet werden soll.“

Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD) und der Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Andreas Geisel (SPD) sind nun aufgefordert, für die Durchsetzung des demokratischen Verfahrens zu sorgen. 

Hintergrund

Am Montagabend wurden die beiden Architekturentwürfe der Öffentlichkeit bei einem digitalen Bürgerabend vorgestellt. Die beiden Siegerentwürfe stammen von Marek Czyborra & Tom Klingbeil/OS arkitekter und von Bernd Albers und Silvia Malcovati. Am Dienstag hätte die Jury entscheiden sollen, sie soll laut Tagesspiegel vom 13.9. mehrheitlich dem Entwurf von Czyborra & Klingbeil / OR arkitekter zugeneigt gewesen sein.

Die Koalition der Freien Szene (KdFS) und der Rat für die Künste Berlin (RdK) befürworten den Entwurf von Czyborra & Klingbeil/OS arkitekter, da er flexiblere und kleinteiligere Nutzungsprofile der Gebäude sowie eine nachhaltigere Klimabilanz aufweist. Damit erscheint er sowohl für künstlerische Nutzungen besser geeignet als auch aus ökologischer Sicht zukunftsfähiger. Unsere ausführliche fachliche Stellungnahme ist hiernachzulesen.

Bereits im Vorfeld berichtete die Presse, dass Kahlfeldt mit Albers privat verbunden      sei und versuche, Einfluss auf die Jury-Entscheidung zu nehmen. Ein städtebaulicher Entwurf für den Molkenmarkt hätte bereits Anfang Juli gewählt werden sollen. Die damalige Sitzung wurde abgesagt, da Kahlfeldt nicht teilnehmen konnte.

Weiterführende Informationen & Quellen

Gemeinsame Pressemitteilung von Koalition der Freien Szene Berlin & Rat für die Künste

Weiterführende Links zum Molkenmarkt

Website zur städtebaulichen Entwicklung des Molkenmarkts: https://molkenmarkt.berlin.de

Das Werkstattverfahren zur städtebaulichen Entwicklung des Molkenmarkts: https://molkenmarkt.berlin.de/werkstattverfahren

Die beiden Preisträger-Entwürfe des „Offenen städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerbs zur Neugestaltung des Molkenmarktes“: https://molkenmarkt.berlin.de/2021/12/01/die-preistraeger-des-planungswettbewerbs-zur-gestaltung-des-quartiers-am-molkenmarkt-stehen-fest/

Weitere informationen und Presseberichterstattung zum Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt:

https://www.koalition-der-freien-szene-berlin.de/pm-molkenmarkt-220915/

https://www.tagesspiegel.de/berlin/molkenmarkt-ohne-siegerentwurf-berlins-senatsbaudirektorin-uberrumpelte-jury-mit-neuem-vorgehen-8650324.html