18.02.2025 | Monopol: Drohende Atelierschließungen in Berlin "Ohne Arbeitsräume stirbt die Kunstszene"

 

18.02.2025 | MonopolMagazin | Maja Goertz: Auszug [...]

Jetzt sind erstmals auch Arbeitsräume von bildenden Künstlern von den Kürzungen betroffen. Dabei hatte Berlins Kultursenator Joe Chialo noch 2023 angekündigt, die Zahl der Ateliers, Studios und Probenräumen – damals 2.000 im Bestand und 500 in der Entwicklung – bis Ende des Jahrzehnts zu verdoppeln. Stattdessen droht jetzt einer der ältesten Institutionen im "Arbeitsraumprogramm" das Aus: einer Initiative des Berufsverbands Bildender Künstler*innen Berlin (bbk berlin), die in Kooperation mit dem Berliner Senat öffentlich geförderte Arbeitsräume an freischaffende Künstlerinnen und Künstler vergibt.

Mangelnde Transparenz bei der Umsetzung

Konkret geht es um das Atelierhaus in der Hobrechtstraße in Neukölln, das seit 1999 mit 21 Ateliers rund 30 Kunstschaffenden Arbeitsraum bietet. Nun soll die Förderung gestrichen werden. Der aktuelle Mietvertrag der Ateliergemeinschaft läuft zum 30. Juni aus – eine Verlängerung ist nicht in Sicht, stattdessen droht die Schließung.

"Es trifft uns nur deshalb, weil wir leicht abzuwickeln sind", sagt Bettina Wächter, Künstlerin der Ateliergemeinschaft Hobrechtstraße. Der Politik, insbesondere der CDU, wirft sie mangelnde Transparenz bei der Umsetzung der Sparmaßnahmen vor. "Noch bis Ende des Jahres hieß es, dass bestehende Atelierhäuser nicht von den Einsparungen im Kultur-Etat betroffen sein werden. Der Senat hält sich nicht an seine Zusagen", so Wächter.

Jährlich sollen durch die gestrichenen Förderungen für die Hobrechtstraße 120.000 Euro eingespart werden. Das sind allein die Mietzuschüsse – das Atelierhaus ist selbstverwaltet organisiert. Wächter betont, dass die Zusammenarbeit mit den Eigentümern des Hauses positiv verlaufe: "Wir erleben oft, dass in Berlin Mietobjekte monetarisiert werden und dann für den Kulturbereich wegfallen. Unsere Vermieterin dagegen setzten sich aktiv dafür ein, dass ihr Haus weiter an Künstlerinnen und Künstler vermietet wird, statt maximale Gewinnmaximierung auf dem Markt zu verfolgen. Das ist einmalig."

"Die Räumlichkeiten aufzugeben, ist völlig unwirtschaftlich"

In Berlin, wo steigende Mieten und Knappheit von Wohn- und Gewerberaum ein großes Problem darstellen, werde es für die Künstlerinnen und Künstler unmöglich, neue Ateliers zu finden. [...]

Der operative Träger des "Arbeitsraumprogramms", Kulturraum Berlin gGmbH (KRB), stellt nun eine Verlängerung des Mietverhältnisses um ein Jahr in Aussicht – eine vage Schonfrist. Doch auch die KRB selbst soll nach nur knapp vierjährigem Bestehen durch die Sparmaßnahmen wieder abgeschafft werden.

Ohne Arbeitsräume sterbe die Kunstszene

Aus den Kürzungen ließe sich eine grundsätzliche negative Haltung gegenüber Kunstschaffenden herauslesen, so Wächter. "Von Seiten der Politik gibt es immer wieder die Vorstellung, dass Förderungen für erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler irgendwann überflüssig werden. [...]

Bildende Künstlerinnen und Künstler gehören per se zu den Gruppen in der Kunstszene, die am schlechtesten abgesichert seien, da sie freiberuflich arbeiten und keine Institutionen wie Theaterhäuser oder Kompanien hinter sich stehen haben. "Unser Atelierhaus schafft einen Präzedenzfall", sagt Wächter. "An uns wird ein Exempel statuiert. Deswegen ist es jetzt so wichtig, dagegen vorzugehen und zu protestieren – auch stellvertretend und zukunftsweisend für andere Atelierhäuser."

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