19.10.2022 | TAZ: Das Flughafengebäude Berlin-Tempelhof: Ein Projekt für Generationen

TAZ, Annette Jensen, 17.10.2022, Ein Projekt für Generationen

bbk berlin: Das Transformationsbündnis THF besteht aus zahlreichen künstlerischen, nachhaltigen und urbanistischen Initiativen, die die #hallefüralle am ehemaligen Flughafen Tempelhof fordern. @murielcatharina, Vertreterin des Bündnisses und Bühnenbildnerin sagt: “Wir wollen die künftige Entwicklung des Gebäudes thematisieren und in einem Praxislabor ausprobieren.” 📌 Dazu sollen zwei der leerstehenden Hangars im kommenden Jahr als Experimentier- und Kunstraum genutzt werden. Schluss sein soll endlich mit der Intransparenz, die bis heute die Nutzung des Gebäudes überschattet und die ihren Höhepunkt erreichte, als Walter Smerling im vergangenen Jahr zwei Hangars zur Gratisnutzung zur Verfügung gestellt bekam — und “seine profitorientierte Ausstellung als Kunsthalle Berlin bezeichnete.” Jetzt soll endlich die Halle für Alle kommen und für vier Monate echten Zugang zu Kunst und Kultur sowie einen Raum der Teilhabe ermöglichen.

-> Auzug aus dem TAZ Artikel: "(...) Für kurze Zeit sah es so aus, als ob die Stadtgesellschaft tatsächlich mitgestalten könnte: TP sollte ein Partizipationsverfahren organisieren. Allerdings gab es kaum echte Mitwirkungsformate, Ziel und Fragestellung waren unklar. Das stellte die beauftragte Firma Slapa nach neun Monaten dann auch fest. Da hatten sich Bür­ge­r*in­nen schon viele Tage lang ehrenamtlich engagiert und mussten erleben, dass sie für den Papierkorb gearbeitet hatten. (...)

Die ehemalige Kultursenatorin Adrienne Göhler, die fünf Jahre lang in dem Gremium mitgearbeitet hatte, gab im Juni entnervt auf. Sie hatte immer wieder versucht, eine fundierte Diskussion über die Zukunft des Gebäudes anzustoßen, fand dafür aber keine Mitstreiter.

„Da die Zukunft von THF in keinem anderen regierungspolitischen Gremium der Stadt inhaltlich diskutiert wird, es keine artikulierte Vorstellung davon gibt, wie das größte Gebäude Europas zum öffentlichen und kulturellen Nutzen der Stadt zu transformieren wäre, war und ist es fahrlässig, auch im Aufsichtsrat eine inhaltliche Haltung und Parteinahme für den Ort zu verweigern,“ schrieb sie in ihrer Rücktrittsbegründung. Und weiter: „Es ist der ganz alte, überkommene Politikstil.“

Kritik kommt auch von Architektin Keilhacker: „Man drückt sich um die Wahrheit: Die Politik schiebt seit Jahren die Kosten weiter in die Zukunft.“ Was es statt „Koalitionsgeschacher“ bräuchte, wäre ein politisches Bekenntnis, dass es sich um ein Generationenprojekt handelt. Gerade weil die Kosten für das Land Berlin hoch sein werden, müsse das Nutzungskonzept der Allgemeinheit zugutekommen und der „Bevölkerung etwas zurückgeben“.

Inzwischen haben verschiedene Initativen und Organisationen ein „Transformationsbündnis THF“ gegründet, das dem Land vielfältige Expertise anbietet. „Wir wollen dazu beitragen, unsere Stadt zukunftsfest zu machen.“ Schon länger vor Ort ist die Torhausgruppe, die das 52 Quadratmeter große Pförtnerhäuschen am Columbiadamm bespielt und selbst Fördertöpfe für die ökologische und denkmalgerechte Sanierung aufgetrieben hat.

„Berlin könnte so viel gewinnen, wenn es endlich ein ernstgemeintes Miteinander von Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik gäbe“, sagt Jule Hanske von Mehrwertvoll . Seit Jahren versucht sie den Kulturwandel durch regelmäßige Netzwerk-Lunchs zu befördern, um Anwohner*innen, Mieter*innen, Aktivist*innen, Verwaltung und TP-Mitarbeiter*innen miteinander ins Gespräch zu bringen. Viele sind gutwillig. Die Umsetzung auch kleiner Vorhaben aber bleibt extrem zäh."

https://taz.de/Das-Flughafengebaeude-Berlin-Tempelhof/!5885247&s=Transformationsb%C3%BCndnis/