31.01.2025 | Pressemitteilung des bbk berlin: Kein Atelier ist gesichert!

Pressemitteilung des bbk berlin

Der berufsverband bildender künstler*innen berlin schlägt Alarm

Und es betrifft wieder die Interessen und die Arbeitsbedingungen der Künstler*innen dieser Stadt. Aber es wird wieder nicht mit ihnen gesprochen, sie werden nicht gefragt.


Der finanzielle Schaden, der durch die willkürlichen Entscheidungen der Politik über die Köpfe der Betroffenen hinweg entsteht, trifft die bildenden Künstler*innen in ihrer Existenz. Damit ist der wirtschaftliche und strukturelle Schaden für Berlin enorm.

Die Sprecherinnen des bbk berlin werden in enger Abfolge über die Konsequenzen der Kürzungen berichten. Wir verlangen von Politik und Verwaltung: Keine voreiligen Entscheidungen auf dem Rücken der Künstler*innen! 

Teil II: Kein Atelier ist gesichert! 21 sollen weg – das Beispiel Hobrechtstraße

Die Kürzungen im Kulturhaushalt sind seit 4 Wochen parlamentarisch beschlossen. Die Schwächung des seit über 31 Jahren bestehenden Atelieranmietprogramms wurde mit einer einschneidenden Kürzung für das Arbeitsraumprogramm (ARP) eingeleitet. Das Programm wurde trotz Protest des bbk berlin 2016 dem ARP angegliedert und der eigene Haushaltstitel ging damit verloren. 

Nun soll dieses Arbeitsraumprogramm um 20 Prozent reduziert werden, 5 Millionen Euro müssen eingespart werden. Das betrifft auch die Ateliers, die Produktionsstätten der Bildenden Künstler*innen. Derzeit werden von Verwaltung und KRB voreilige Entscheidungen getroffen und umgesetzt, die nicht nachhaltig gedacht sind und allein die Künstler*innen selbst beschädigen.  

Das Atelieranmietprogramm

Das Atelieranmietprogramm ist eines der wichtigsten Instrumente der Förderung Bildender Kunst in der Hauptstadt. Im Volumen macht die Förderung der Ateliers für die Bildende Kunst im Rahmen des Arbeitsraumprogramms 70 % der spartenspezifischen Förderungen überhaupt aus, die das Land Berlin an bildende Künstler*innen vergibt. Jahrzehnte wurde für dieses Programm gekämpft, es dient als Vorbild für andere Städte und auch international ist es als hervorragendes Förderinstrument für die Bildende Kunst anerkannt. Dieser Senat zerstört unwiederbringlich eine durchdachte Infrastruktur. Aktuell befinden sich noch 1.054 Ateliers in der Förderung. Dagegen leiden über 15.000 bildende Künstler*innen in Berlin unter den horrenden Gewerbemieten, die zudem rigorosen Kündigungsfristen unterliegen – wenn sie denn überhaupt noch Arbeitsräume finden. Berufliche Entwicklung sind unter diesen Bedingungen schwer bis unmöglich. Daher forderten nicht nur der bbk berlin sondern auch Politiker*innen einen stetigen Aufwuchs um mindestens 3.000 bezahlbare Ateliers alleine für die Bildende Kunst.

Atelierhaus Hobrechtstraße 

Das Atelierhaus in der Hobrechtstraße Berlin-Neukölln ist mit 21 Ateliers eines der ältesten Häuser im Bestand des Atelieranmietprogramms. Es wurde von den Eigentümern in den 90er Jahren eigens zur Anmietung durch das Atelierprogramm ausgebaut. Der aktuelle Hauptmietvertrag endet im Juni. 

Zu dessen Verlängerung liegt ein sehr faires Angebot der Eigentümer vor. Die Kulturraum gGmbH hat ohne Absprache und gegen das kulturfachlich begründete Veto der Atelierbeauftragten das Angebot des Eigentümers ausgeschlagen und den Mieter*innen mitgeteilt, dass sie im Juni ihre Ateliers verlieren! Die Kulturraum Berlin gGmbH (KRB) steht vor der Alternative, entweder den eigenen bürokratischen Apparat zu schützen oder die Arbeitsplätze für Künstler*innen. Die aktuelle Entscheidung zeigt, dass sie im Zweifel nicht im Interesse der Künstler*innen handelt.

Damit ist auch die politische Aussage von Ende 2024 – der Bestandschutz der Ateliers sei gesichert – null und nichtig! Eine Einsparung von 5 Millionen Euro im operativen Titel des Arbeitsraumprogramms des Landes Berlin bedrohen im Bereich bildende Kunst den Bestand von rund 60 Atelierhäusern, die der bbk berlin mit aufgebaut hat und kann nicht ohne uns entschieden werden! 

Der bbk berlin fordert: Der Bestand im Atelieranmietprogramm muss sofort geschützt werden! Die über drei Jahrzehnte aufgebauten Strukturen müssen durch ein transparentes, wirtschaftliches und umfassendes Konzept gefestigt und nachhaltig gesichert werden. Wir fordern den sofortigen Stopp aller Maßnahmen, die mit den Kürzungen zu tun haben, um Schaden von den bildenden Künstler*innen abzuwenden und um die bedarfsgerechte, zielgerichtete und bisher erfolgreiche Arbeit des Atelierbüros fortsetzen zu können. 

Wir fordern, bei allen Entscheidungen fachlich mit einbezogen zu werden!
 

Frauke Boggasch und Birgit Cauer,
Sprecherinnen bbk berlin