Blitzumfrage COVID-19 und die Bildende Kunst

Pressemitteilung des bbk berlin am 24.03.2020

Die Umfrage des berufsverbands bildender künstler*innen - bbk berlin zu den finanziellen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Bildende Kunst wurde in zwei Tagen von insgesamt 2.021 Künstler*innen beantwortet. Bei 8.000 bis ca. 10.000 in Berlin lebenden Künstler*innen liefert diese Beteiligungsrate belastbare Ergebnisse, die ein dramatisches Bild zeichnen:

58% verlieren mehr als 75% ihres monatlichen Einkommens, ein Viertel der Befragten gaben an, mehr als 2.000 Euro ihres Einkommens in den kommenden vier Wochen zu verlieren und nur 10% der Teilnehmer*innen bezifferten den Verlust auf weniger als 500 Euro, wenn die coronabedingten Beschränkungen ihres Arbeitslebens weiter anhalten.

Über dreiviertel der Teilnehmer*innen sind besorgt, die nächste Miete oder grundlegende Lebenshaltungskosten nicht mehr bezahlen zu können. Über 90% bekommen bei anhaltenden Infektionsschutzmaßnahmen in den nächsten Monaten akute finanzielle Probleme.

65% der Umfrageteilnehmer*innen mit familiärem Haushaltseinkommen werden mehr als die Hälfte davon in den nächsten Monaten verlieren. Bei knapp der Hälfte fallen über 50% der Nebenjobs weg und sie können diesem nicht von zu Hause aus nachgehen.

In der Kunstwelt sind schriftliche Vereinbarungen oder Verträge rar, so dass fast die Hälfte der Teilnehmer*innen über 75% ihres wegfallenden Einkommens nicht nachweisen können. Fast 90% der laufenden oder geplanten Ausstellungen, Residencies etc. wurden abgesagt. Jedoch sind Künstler*innen bei über der Hälfte dieser Projekte in finanzielle Vorleistung gegangen. Mehr als die Hälfte aller geplanten Vorhaben wurden nicht verschoben sondern ersatzlos gestrichen.

Ganze 10% der Teilnehmer*innen leben und arbeiten seit über einem halben Jahr in Berlin, sind aber nicht hier gemeldet. In der deutschsprachigen Umfrage gaben knapp 7%, bei der englischsprachigen Version etwa einen Drittel an, dass sie ihre Aufenthaltserlaubnis gefährden würden, sobald sie Grundsicherungen beantragen. Das betrifft Nicht-EU Ausländer*innen mit den entsprechenden Aufenthaltstiteln.

Eine Soforthilfe für Künstler*innen und Kulturschaffende nach dem Bayrischen Modell bevorzugen mehr als die Hälfte der Teilnehmer*innen. Laut Bayerischen Wirtschaftsministerium handelt es sich bei der Soforthilfe um eine einmalige finanzielle Unterstützung des Staates, um die Liquidität des täglichen Lebens aufrecht zu erhalten. Grundlage für die Hilfe ist eine eigene Einschätzung und diese muss nicht zurückgezahlt werden.

Mehr als 90% der Teilnehmer*innen sprechen sich für ein befristetes und bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von 1.000 Euro monatlich aus und 85% unterstützen ein gesetzliches Mietmoratorium für Immobiliengesellschaften als zusätzliche Maßnahme.

Die Umfrage zeigt: Notwendig ist ein Sofortprogramm zur beruflichen Existenzsicherung
der Künstler*innen, die ihren Arbeitsmittelpunkt in Berlin haben,

  • das alle freiberuflichen Künstler*innen in Berlin erreichen muss.
  • das Einnahmeausfälle durch Corona sofort ausgleicht: unbürokratisch, in einem einfachen Verfahren, plausibel und kurz dargelegt.
  • das der beruflichen Existenzsicherung vorbehalten bleibt und nicht mit Maßnahmen zur Sicherung des Lebensunterhaltes vermengt oder verrechnet werden darf. Damit würde zugleich der Status vieler internationaler, Berlin bereichernder Künstler*innen gestärkt.

Das vom Senat geplante "Sofortprogramm 2" mit Zuschüssen von bis zu 5.000 Euro für Freiberufler*innen ist nur dann eine Chance für alle Künstler*innen, wenn diese Voraussetzungen geschaffen werden! Der bbk berlin sieht sich in seinen Forderungen nach möglichst künstlerfreundlichen und unbürokratischen Maßnahmen zur Krisenüberbrückung von der Berliner Senatskulturverwaltung unterstützt.

berufsverband bildender künstler*innen - bbk berlin
Zoë Claire Miller und Heidi Sill
Sprecherinnen des bbk berlin

Die kompletten Resultate der Umfrage (in Deutsch und Englisch) sind hier einsehbar:

DE: Blitzumfrage

EN: Quick Survey