bbk berlin zu Gast: Art Workers’Summit

arts of the working class

Eine zweitägige hybride Online- und Präsenzveranstaltung von Arts of the Working Class in Kooperation mit dem Kunstmuseum Stuttgart im Künstlerhaus Stuttgart.

Wer sind die Kunst- und Kulturarbeiter*innen von heute, womit sind sie konfrontiert, was repräsentieren sie? Wie stellen sich Kunst- und Kulturarbeiter*innen Räume der Repräsentation vor, die interdependente Praktiken ermöglichen? Wie können Institutionen Selbstorganisation im kulturellen Bereich unterstützen und Teil davon sein?

Der Anknüpfungspunkt zwischen der Ausstellung Sieh Dir die Menschen an! - Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit und der Straßenzeitung Arts of the Working Class ist das Bild der Arbeiter*innen, im Speziellen das sich wandelnde Bild der Kultur- und Kunstarbeiter*innen. Es geht darum, zeitgenössische Verhältnisse zu Produktionsmitteln und zum eigenen (kollektiven) Körpers zu eruieren. AWC wendet sich Keynotes, Workshops und künstlerischen Interventionen einer feministischen und intersektionalen Sichtweise zu. 

Obwohl sich die künstlerische Arbeit in vielerlei Hinsicht heute diversifiziert hat, hält sich das Stereotyp des*der über allem erhabenen Künstlers*in hartnäckig, während eine große Zahl von Kulturarbeiter*innen in einem nicht vereinheitlichten, deregulierten kulturellen Feld weiterhin in einer unsichtbaren Weise existiert und an der Produktion beteiligt ist.

Entgegen einer vereinzelnden Perspektive beharrt eine neue wachsende künstlerische Arbeiter*innenklasse jedoch keineswegs auf ihrer Unabhängigkeit, sondern arbeitet explizit kollaborativ und in Kollektiven, wobei sie ihre sozio-ökologische, sozio-kulturelle und sozio-ökonomische Interdependenz ebenso anerkennt, genauso wie die Verflechtung von infrastruktureller und organisatorischer Arbeit mit der Kunstproduktion.

Wenn es um Repräsentation und Selbstrepräsentation von Kunst- und Kulturarbeiter*innen geht, müssen wir diese als zwei verschiedene Kategorien betrachten. Im “Art Workers’ Summit” werden Perspektiven von Sichtbarkeit und politischer Durchsetzungskraft diskutiert und u.a. in den musealen Kontext gesetzt. 

Während die Künstler*innen der Weimarer Republik nach Gesichtern von Arbeiter*innen suchten, hat ein größeres Publikum heute kaum eine Vorstellung von den Gesichtern der zeitgenössischen Kulturschaffenden, die sich aktiv für die Organisation sinnvoller Interaktion und Zusammenarbeit einsetzen. In einer Zeit, in der sich die Bilderwelt diversifiziert hat und visuelle Trends nur noch kurzlebig sind, mag sich die Suche nach dem Gesicht als überwunden erweisen, doch bleibt die Frage, wie diese Praktiken und Praktiker sichtbar und erkennbar werden können.
 

Freitag 13.10.2023 14.30-18:00; Online Zoom Link Code: Unions

Samstag 14.10.2023 14:00 - 19:30; Künstlerhaus Stuttgart, Reuchlinstraße 4B, 70178 Stuttgart

Um Anmeldung wird gebeten unter fuehrung@kunstmuseum-stuttgart.de

Art Workers’ Summit - Ablauf

Freitag, 13. Oktober 2023, Keynotes, Online

  • 14h30 Begrüßung durch die Kooperationspartner*innen: Arts of the Working Class, Kunstmuseum Stuttgart, Kulturamt Stuttgart, Künstlerhaus Stuttgart
  • 15h Eröffnung (in Deutscher und Englischer Sprache)
    Was von den Aktivitäten der Aktivist*innen übrig bleibt, am Beispiel der L'Union des Refusés, von den Gründer*innen der Arts of the Working Class
  • 15h30-16h30 Keynote über Solidarity Trinity (in Englischer Sprache)

Yin Aiwen wird das Konzept und die Theorie der Trinität der Solidarität (The Solidarity Trinity) vorstellen, ein Forschungsansatz aus ihrem Gamification-as-Research-Projekt "The Alchemy of Commons" mit der Pädagogin und Gemeindeaktivistin Yiren ZHAO. Die Trinität der Solidarität besagt, dass Arbeit, Beziehung und Raum für die Entstehung von Solidarität in einem kollektiven Umfeld unerlässlich sind. In ihrem Beitrag wird Aiwen Beispiele aus dem Kulturbereich vorstellen, in denen die angestrebte Solidarität scheitert, und Analysen und Handlungsempfehlungen für ein widerstandsfähiges, vielfältiges und inklusives Miteinander anbieten.

  • 16h45 - 17h45 Keynote über die  Organization of Art Workers within Museums  (in Englischer Sprache)

Dana Kopels Keynote wendet sich gegen die gängige Darstellung der Arbeit von Kunstschaffenden als gar keine Arbeit. Der Beitrag wirft einen Blick auf die Organisierungsbemühungen, die in den letzten Jahren in Museen und Kunstinstitutionen stattgefunden haben, und besteht auf einer Kritik an der Rolle der Kunst und der Kunstwelt innerhalb des sogenannten Racial Capitalism.

Samstag, 14. Oktober 2023, Zusammenkommen im Künstlerhaus Stuttgart

  • 14h00-16h00 Workshop über die Rolle von Auftraggeber*innen in Kulturproduktion (in Deutscher Sprache)

Alexander Koch erzählt in seinem Beitrag von den Neuen Auftraggebern, einem Modell, das neue Beziehungen zwischen Künstler*innen, Communities und Publikum schafft. Indem lokale Bürger*inneninitiativen – begleitet durch Mediator*innen – Künstler*innen mit Werken beauftragen, die vor Ort etwas verändern, verändern sich auch die üblichen Rollen aller Beteiligten. Es entstehen Ökosysteme für eine gemeinwohlorientierte Kunst, der viel gelingen kann, die aber auch vor großen Herausforderungen steht.   

  • 17h00-18h30 partizipative Diskussion (in Englischer Sprache)

Wie können unsere politisch vergossenen Tränen zu einem tatsächlichen Strukturwandel führen? Welche konkreten Maßnahmen müssen ergriffen werden und wie? Das mühsame Schreiben von Verträgen wird oft unter den Teppich gekehrt und führt zu unsichtbarer Arbeit. Doch Kämpfe, die langfristig wirksam sein sollen, müssen eine schriftliche Form finden. Wie kann diese Arbeit aus ihrem Schattendasein heraustreten und künstlerische Arbeitsbedingungen verbessern? Zwei von Kulturarbeiter*innen betriebene Organisationen treffen sich mit einer verbündeten Institution. Zoë Claire Miller ist Künstlerin und eine der beiden Sprecher*innen des berufsverband bildender künstler*innen berlin, der eine lange und bewegte Geschichte hat. Art Workers Italia, eine unabhängige und überparteiliche Organisation, wurde erst kürzlich gegründet und wird für diesen Anlass von der Künstlerin Alice Pedroletti vertreten. Eric Golo Stone stellt eine institutionelle Perspektive und die spezifische Situation des Künstlerhauses Stuttgart vor. U. a. in Form einer geführten Meditation wird die grundsätzliche Bedeutung von Vertrags- und Richtlinienarbeit beschworen.

  • 19h00 Zusammenkommen: Drinks und Suppe

Participative Performance by Dina El Kaisy Friemuth als gemeinsames Check-out

Artistic documentation

Wir haben zu den Veranstaltungen Artist/Documenters eingeladen, die das Summit begleiten werden und ihre Erfahrungen in einem Beitrag für die kommende Ausgabe der Arts of the Working Class (Issue 29, Launch: 1.12.2023) verarbeiten werden:

  • Naomi Rado (Kuratorin und Autorin, Mitglied von Synnika e.V.)
  • Jeronimo Voss (Künstler und Vermittler, Mitglied von  Synnika e.V.)
  • Marta Stanisława Sala (Künstlerin)
  • Dina El Kaisy Friemuth (Künstlerin)

https://artsoftheworkingclass.org/event/art-workers-summit