08.06.2020 | bbk berlin zur Kommunalen Galerie Treptow-Köpenick - Offene Briefe

Offener Brief der Sprecherinnen bbk berlin an den Bezirksbürgermeister Oliver Igel

Sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister Igel!

Künstler*innen und Bürger*innen aus Treptow-Köpenick gaben uns den „Offenen Brief: Treptow-Köpenick nicht ohne Kommunale Galerie und Galerieleitung“ zur Kenntnis.

Als Berufsverband der professionellen Bildenden Künstler*innen in Berlin vertreten wir die beruflichen Interessen aller professionellen Bildenden Künstler*innen in Berlin. Deshalb schließen wir uns dem Offenen Brief der Künstler*innen und Bürger*innen in Treptow-Köpenick mit Nachdruck an und möchten dessen Anliegen bekräftigen. Denn die Kommunale Galerie in Treptow-Köpenick hat nicht nur eine bezirkliche Bedeutung, sondern ist für die professionellen Künstler*innen in Berlin und darüber hinaus von Bedeutung als ein Ort der Arbeit und der Ausstellung. Das setzt eine qualifizierte Leitung, Organisation und Vermittlung in einer Galeriearbeit voraus. Diese Aufgaben können aber nicht nebenher und unqualifiziert erbracht werden. Die Stelle einer Galerieleitung zu streichen oder auch nur unbesetzt zu lassen, diskreditiert aber die beruflichen Interessen der professionellen Künstler*innen.

Mit den Forderungen der Künstler*innen in Treptow-Köpenick solidarisieren wir uns ausdrücklich. Wir sind darüber erschüttert, dass ein so wichtiger Bereich und eine so wichtige Aufgabe so eklatant vernachlässigt werden soll. Das zeigt, dass die Förderung der professionellen bildenden Kunst in Treptow-Köpenick noch immer nicht die ihr angemessene Bedeutung erfährt. Und das ausgerechnet in dem größten Berliner Bezirk, in den es schon seit Jahrhunderten Künstlerinnen und Künstler zog (siehe Friedrichshagener Künstlerkreis). Eine professionell geleitete Kommunale Galerie gehört zur notwendigen kulturellen Grundausstattung jeden Berliner Bezirks. Sie ist eine unabdingbare nicht kommerzielle Einrichtung. Es gibt etliche Bezirke in Berlin, die der Förderung der professionellen Bildenden Kunst sogar zwei oder gar drei Kommunale Galerien widmen und die über viel größere und repräsentablere Orte für die professionelle Bildende Kunst verfügen. Dem gegenüber darf Treptow-Köpenick nicht zurückstehen und zu einer kulturellen Wüste in der Bildenden Kunst werden.

Als Berufsverband haben wir uns mit unserer fachlichen Expertise am Jahresanfang 2019 in die Überarbeitung der Planungen zum Umbau der Galerie Alte Schule eingebracht. Doch sind diese Beratungen leider nicht fortgesetzt worden. Das könnte auch den Eindruck vermitteln, dass die fachliche Beratung von professionellen Bildenden Künstler*innen nicht wirklich erwünscht war. Deshalb fordern wir Sie und den Bezirk Treptow-Köpenick auf, den Dialog mit den professionellen Bildenden Künstler*innen wieder aufzunehmen und die fachliche Unterstützung durch die Bildenden Künstler*innen zu befördern. Über Detailfragen von Umbauten und Raumqualitäten hinaus erscheint uns für den Bezirk Treptow-Köpenick eine grundlegende Konzeption für die Bildende Kunst sehr notwendig und wichtig. In einem Bezirk von dieser Größe und mit diesen besonderen Eigenschaften muss die professionelle Bildende Kunst einen bedeutenden Stellenwert einnehmen. Während des Umbaus des Kulturzentrums Alte Schule Adlershof muss es für die Kommunale Galerie einen qualifizierten Ersatzstandort geben. Die Bildenden Künstler*innen in Berlin können auf Treptow-Köpenick nicht verzichten!

Mit freundlichen Grüßen
Zoe Claire Miller und Heidi Sill

Sprecherinnen des bbk berlin

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5.6.2020 | Offener Brief von Bürgerinnen und Bürgern, Künstlerinnen und Künstlern des Stadtbezirkes Treptow-Köpenick

An den Bürgermeister von Treptow-Köpenick Herrn Oliver Igel
und an die Fraktionen der BVV Treptow-Köpenick
sowie der Leitung des Fachbereiches Kultur zur Kenntnisnahme

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Igel!

Am 7. Mai 2020 wurden wir durch ein Schreiben von Frau Indetzki darüber informiert, dass die Stelle der Kommunalen Galerieleitung Alte Schule Adlershof, die bis November 2020 noch von Frau Pijor besetzt ist, nach ihrem Rentenantritt gestrichen werden soll. Diese Entscheidung wurde vom Amt für Personal und Finanzen und dem Kollegium des Bezirksamtes getroffen.

Dagegen erheben wir Künstlerinnen und Künstler in Treptow-Köpenick unseren entschiedenen Einspruch!

Wir müssen darauf aufmerksam machen, dass der Wegfall dieser Stelle eine entscheidende Wirkung auf die Qualität des kulturellen Lebens in diesem Bezirk haben wird. Der Umbau der Kommunalen Galerie Alte Schule Adlershof kann nicht bedeuten, dass während der Bauzeit, voraussichtlich 3 Jahre lang, keine Ausstellungen und kulturellen Veranstaltungen im Rahmen einer repräsentablen Kommunalen Galerie mehr stattfinden können.

Im Vorfeld wurde festgelegt, innerhalb des Bezirkes eine entsprechende Ausweichmöglichkeit für die Galerietätigkeit zu finden.
Bis heute haben wir davon nichts gehört.

Die Arbeit in einer Kommunalen Galerie, die eine qualitativ hochwertige Ausstrahlung haben soll, kann nicht nebenher oder von nicht-qualifiziertem Personal geleistet werden.

Die Kommunale Galerie Alte Schule Adlershof hat sich durch ihre langjährige sehr gute Arbeit in der Berliner Kunstlandschaft einen respektablen Namen erarbeitet. Sie ist für die Künstlerinnen und Künstler des Bezirkes, für Künstlerinnen und Künstler aus Berlin, anderen Bundesländern und auch aus anderen Ländern eine Stimme und eine unverzichtbare nicht kommerzielle Plattform. Für die Bürgerinnen und Bürger im Bezirk Treptow-Köpenick ist sie ein Fenster zu aktueller Kultur und Kunst und eine Möglichkeit der Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen der Zeit.
Um das Niveau der Galerie zu halten, auch wenn sie einen „kurzfristigen“ anderen Standort hat (und gerade dann), bedarf es einer ganzen und vollständigen Stelle für die Galerieleitung, die mit einer qualifizierten Fachkraft besetzt ist. Das ist in allen Berliner Bezirken so und auch deshalb darf der Bezirk hier nicht zurückstehen. Zumal sie die einzige kommunale Galerie des größten Stadtbezirkes von Berlin ist.

Wir bitten Sie, sich dafür zu verwenden, dass diese Galerie und die Stelle der Galerieleitung auf einem professionellen Niveau erhalten bleiben. Ist die Galeriearbeit aber erst einmal eingeschlafen, wird es sehr viel Kraft kosten den jetzigen Stand wieder her zu stellen, wenn es überhaupt möglich ist. Die Stelle der Galerieleitung für die Kommunale Galerie Alte Schule Adlershof darf nicht gestrichen werden!

Des Weiteren möchten wir zum Umbau der Alten Schule folgendes sagen:
Die Kooperation beziehungsweise ein kreativer Austausch zwischen Kulturamt, dem Planungsamt, den Architekten und den Künstlerinnen und Künstlern, die effektive Nutzungslösungen für die verschiedenen Nutzer (Bürgerverein, Bibliothek u.s.w.) finden und festlegen sollte, ist leider gescheitert.
Den Vorschlag, die Räume der Galerie für eine allgemeine Nutzung freizugeben mussten wir ablehnen, da in einer Galerie nur geplante kulturelle Veranstaltungen stattfinden können, die mit den Ausstellungen in Verbindung stehen und von der Galerieleitung bestimmt werden. Stehen Skulpturen oder andere Ausstellungsobjekte im Raum können diese nicht beliebig bewegt werden. Das hat versicherungsrechtliche und künstlerische Gründe. Leider haben wir nun schon lange keine Informationen erhalten, wie sich die Pläne des Umbaus gestaltet haben, wie die zukünftige Galerie aussehen wird und welche Nutzungsplanung vorgesehen ist. Wir bitten um mehr Transparenz und weisen nochmals darauf hin, dass Ihnen selbstverständlich die Fachkompetenz der professionellen Bildenden Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung steht.

Auch für die Findung eines zwischenzeitlichen repräsentablen Ausweichstandortes während der Bauarbeiten am Standort Alte Schule bieten wir Ihnen unsere fachspezifische Unterstützung und Beratung an. Die Klärung und Lösung der beschriebenen Problematiken ist eine wichtige Grundlage für eine gute zukünftige Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen

Gisela Achterberg, Judith Püschel, Barbara Putbrese, Stefka Ammon, Eva-Maria Reimer, Barbara Arnold, Peter Rensch, Ingo Arnold, Sabine Ricken, Michael Augustinski, Margit Rüdiger, Dorit Bearach, Alexander Schippel, Nina Beck, Michael Schock, Katrin Brandel, Verena Schock, Egon Bresien, Jutta Schölzel, Christiane Buchenau, Johannes, Schönherr, Martin Claus, Manfred Schwarz, Regina Conrad, Kerstin Seltmann, Liz Crossley, Masahiro Sikine, Michael de Maizière, Jürgen Steinau, Linde de Maizière, Dorit Steinhäuser, Gabi Gollnow, Marion Tobias, Anna Groeszer, Antje Wachsmuth-Leege, Uta Hausfeld, Sigrid Walther, Georg Krause, Martin Weinhold,Gudrun Kühne, Peter Weinreich, Lutz Längert, Eckard Leege, Angelika Ludwig, Sybille Meister, Robert Metzkes, Dagmar Neidigk, Prof. Dieter Goltzsche, Mitglied der Akademie der Künste (Weitere Unterschriften werden nachgereicht)